Leserbrief von Bernhard Schmidt im Zollern-alb-Kurier vom 16.1.
Was der Autor in diesem Leitartikel schreibt, ist nicht nur eine völlige Verharmlosung des gnadenlosen Konkurrenzkampfes der USA, China, Russland, Europa und anderer Großmächte. Es ist auch eine Provokation der Umweltbewegung, nicht nur hierzulande sondern auch in den USA. Sie machen sich zum Fürsprecher der führenden Energiekonzerne der US-Wirtschaft. Die sprunghafte Ausdehnung des umweltzerstörerischen Frackings ist tatsächlich ein besonderer Faktor für die relativ stabile und überdurchschnittliche Belebung der US-Wirtschaft. Die USA ist inzwischen zum größten Gas- und Ölproduzenten der Welt geworden und setzt damit Russland und Saudi Arabien unter Druck.
Sie, Herr Schneider, bezeichnen Fracking ernsthaft als „Energiewende auf amerikanisch,“ von deren Folgen auch die Weltwirtschaft profitiere. Fracking ist das Gegenteil der dringend notwendigen Energiewende. In Amerika selbst gibt es eine starke Anti-Fracking-Bewegung weil ganze Landstriche mittlerweile verseucht wurden. Mehrere Städte, Gemeinden und Bundesstaaten haben sich unter der Losung „Ban-Fracking“ zur Fracking freien Zone erklärt. Es ist nicht anti-amerikanisch und nicht innovationsfeindlich, wenn die Energieproduktion aus fossilen Energiequellen abgelehnt wird.
Die drohende Klimakatastrophe, die Vergeudung von Ressourcen, die schleichende Vergiftung, die Bedrohung des Trinkwassers und die völlig unnötige Zerstörung der Erdkruste scheint für Sie kein Problem zu sein. Da folgen wir doch lieber den Energie-Konzernen, die sich im Wesen in den USA, in China, in Russland und in Europa in nichts unterscheiden. Für sie zählt die Beherrschung der Weltmärkte und sie zerstören dabei mutwillig die Einheit von Mensch und Natur. Von einem „Wettlauf der Werte“ kann doch keine Rede sein. Die kapitalistische Produktion und Konsumtion kann heute nur noch auf der Grundlage einer chronischen krisenhaften Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen existieren.
In Europa versucht man mit aller Gewalt nachzuziehen und Fracking salonfähig zu machen. Die Hälfte aller DAX-Monopole in Deutschland hat inzwischen in das Fracking investiert. Sie schreiben vom „großen Ganzen“ und formulieren in Ihrem Kommentar zwei Hauptforderungen des BDI an die Regierung: Senkung der Energiekosten und Forcierung der Freihandelsabkommen wie TTIP. Sie dürften auch begeistert sein vom kürzlich veröffentlichten Gesetzentwurf der Bundesregierung, der im Kern den großflächigen Einstieg für Fracking bedeutet. Gasförderung oberhalb von 3000 Metern soll als „Probebohrung“ erlaubt werden und ab 2019 soll großflächig kommerzielles Fracking möglich sein. Ihr Beitrag zeigt, dass der Kampf gegen die Einführung von Fracking in Deutschland zur Bewährungsprobe der Umweltbewegung wird.
Bernhard SchmidtSchalksburgstraße 212, Ebingen